Bevölkerung & Sprache

Die Jakuten, auch Sacha, sind ein nordturkisches Volk Sibiriens . Ihr Siedlungsgebiet liegt an der Lena , wohin sie im 13. Jahrhundert von den Burjaten verdrängt wurden. Nach einer Volkszählung von 2002 hat das Volk der Jakuten etwa 432.290 Mitglieder. Die Sprache der Jakuten ist Jakutisch. Die Gesellschaft für bedrohte Völker hat die Jakuten in die Liste der bedrohten Völker aufgenommen.
Jakutisch besitzt den Status einer Literatursprache und bedient sich der kyrillischen Schrift. Daneben dient sie als Verkehrssprache zwi- schen dem Eismeer und der chinesischen Grenze sowie in Irkutsk und Ochotsk .
Republik Sacha (Jakutien) Республика Саха (Якутия) (russisch) Саха Өрөспүүбүлүкэтэ (jakutisch)    Föderationskreis	Ferner Osten Fläche	3.083.523 km²[1] Bevölkerung	958.528 Einwohner (Stand: 14. Oktober 2010) Bevölkerungsdichte	0,3 Einw./km² Hauptstadt	Jakutsk Offizielle Sprachen	Jakutisch, Russisch Ethnische Zusammensetzung	Jakuten (48,7 %) Russen (36,9 %) Ewenken (2,2 %) Ukrainer (2,1 %) Ewenen (1,6 %) Tataren (0,8 %) (Stand: 2010) Oberhaupt	Aissen Nikolajew Gegründet	27. April 1922 Zeitzonen	UTC+9 bis UTC+11 Telefonvorwahlen	(+7) 411xx Postleitzahlen	677000–678999 Kfz-Kennzeichen	14 OKATO	98 ISO 3166-2	RU-SA Website	sakha.gov.ru
Zum nordöstlichen oder auch uigurischen Zweig der Turksprachen gehörende, im nordöstlichen Sibirien, vor allem in der Republik Sacha (Jakutien ehemals Jakutische ASSR) gesprochene Sprache. Sie nimmt u.a. durch isolierte Lautentwicklung eine Sonder- stellung     innerhalb der Turk- sprachen ein. Der Wortschatz enthält zahlreiches aus dem Mongolisch entlehntes Wortgut, aber auch zahlreiche Elemente von ungeklärter Herkunft.
Insbesondere unterscheidet sie sich jedoch von den meisten Turk- sprachen Eurasiens dadurch, dass sie keinerlei    muslimische    Einflüsse mit arabischen und persischen Vokabeln aufweist. Rund 368.000 Muttersprachler innerhalb einer ethnischen Population von etwa 472.000 Angehörigen (2014) spre- chen Jakutisch, 96% von ihnen in ihrer nationalen Gebietseinheit.
Die Sprecher sind meist bilingual in Russisch und das Jakutische wird seinerseits als Zweitsprache von einigen Ewenken , Ewenen und Jukagiren verwendet.
Die Jakuten verfügen über eine mündlich überlieferte Volksliteratur mit interessanten Epen . Im 19. Jh. entstand eine jakutische Schrift- sprache und 1819 wurde die kyrillische Schrift eingeführt. Von 1917    bis    1938 wurde auf der Basis des lateinischen Alphabets eine Schrift eingerichtet; seit dieser Zeit ist jedoch wieder die kyrillische Schrift im Gebrauch.
Die Eigenbezeichnung: der Jakuten ist „Sacha“ oder „Sachalor“. Das Ethnonym „Jakut“ ist so wie bei vielen Völkern Russlands nur eine Fremdbezeichnung. Die Russen über- nahmen sie von den Ewenke n (Tungusen), die ihre Nachbarn als „Jekot“ bezeichneten. Den Jakuten stehen die Dolganen , die ehemals eine tungusische Sprache besaßen, sehr nahe.
Die Jakuten sind orthodoxe Christen, deren Christianisierung im 18. Jh. erfolgte. Daneben haben sie schamanistische Praktiken sowie mit dem Bärenkult und dem Geister- glauben verbundene Bräuche z.T. bis in die heutige Zeit erhalten können.
Ihre Lebensgrundlage bildet die Zucht von Rindern    und    Pferden im Süden sowie die Rentierzucht im Norden ihres Wohngebietes. Bei ihrer Nordwanderung brachten sie ihre südsibirische Wirtschaftsform in die arktischen Zonen mit und bildeten inmitten von Tundra-Jägern und Rentierzüchtern eine isolierte Enklave turksprachiger Pferde- und Rinder- nomaden.
Traditionell betreiben sie Pelztierjagd und -zucht sowie Fischfang. Ins- besondere im Süden Jakutiens wird auch Ackerbau betrieben. Seit alters her sind ihnen bereits auch Eisenverarbeitung und Silberschmuck bekannt.
Im Unterschied zu vielen anderen nichtrussischen Völkern Russlands verfügen die Jakuten über keine nennenswerte Diaspora. Kleinere Gruppen von ihnen leben lediglich in Kasachstan und China. Sie sind nach den Burjaten das zweitgrößte nichtrussische Volk in Sibirien. Ihre Herkunft ist sehr umstritten; wahrscheinlich wanderten sie, von Burjaten verdrängt, vom Baikalsee nordwärts
Die letzte Einwanderungswelle könnte im 14./15. Jh. die Lena erreicht haben. Unter ihren Häuptlingen dominierten sie bei der Landnahme an den Ufern der Lena die dort siedelnden kleineren Völker der Ewenken und Jukagiren, bevor sie selber seit dem 17.   Jh.   der   russischen Kolonisierung unterlagen.
Kosaken gründeten 1632    das    Fort Jakutsk , das zum Zentrum russischer Besiedlung Ostsibiriens und zum Stützpunkt für die weitere Expansion in Richtung Pazifik wurde. Ein Hauptmotiv der Kolonisierung des Gebietes an der Lena     war die Ausbeutung der anscheinend uner- schöpflichen Naturressourcen, zu- nächst vor allem der Pelztierfang.
Die russische Gebietsverwaltung bewahrte ein gewisses Maß an j akutischer     Autonomie . Man teilte Jakutien in mehrere Provinzen ( ulus ) ein, die mit alten jakutischen Stammesnamen bezeichnet wurden.
Doch nach 1838 ging diese relative Autonomie an eine vereinheitlichte russische Verwaltung verloren. Der wachsende russische Siedlungsdruck löste erneute Wanderungen der Jakuten nach Norden aus. Im 19. Jh. wurde das Land dann zum Verbannungsort     für     Strafgefangene und politische Exilanten .
Mitte des 19. Jh. begann der Goldrausch an der Lena und dadurch wuchs der Zustrom von Abenteurern und Glückssuchern. Doch die Berührung mit Immigranten hatte für die Jakuten nicht nur negative Seiten. Diese Berührung förderte die Entstehung einer jakutischen Bildungsschicht, die gemeinsam mit den russischen Sibirjaken für einen sibirischen Regionalismus eintrat.
Der stalinistische Terror wandelte Jakutien zwischen 1930 und 1953 in einen Hauptabschnitt des Archipels Gulag . Hier verwaltete die Bau- kompanie ein Netz von Straflagern und regierte praktisch ganz Nord- jakutien.
Das nationale   Selbstbewusstsein   der Jakuten wuchs mit Beginn des 20. Jh. Nach der Revolution von 1917 wurde noch während des Bürgerkrieges, der in diesem Teil Sibiriens bis 1923 dauerte, im Jahre 1922 die Jakutische ASSR gegründet und im Bestand der RSFSR eingerichtet.
Die Landneuverteilung in sowjetischer Zeit, verbunden mit einer Intensivierung des Bodenbaus, sollte die Versorgung der Bevölkerung Jakutiens sichern. Durch die Futterwirtschaft und die Stallhaltung wurde in den jakutischen halbnomadischen Wirtschaftszyklus ganz entscheidend eingegriffen. Jäger und Fallensteller haben bis in die jüngste Vergangenheit in genossenschaftlich organisierten Einheiten gearbeitet.
Die Berührung zwischen den Russen und Jakuten war durchaus nicht von feindlicher Art. Mischehen waren recht häufig und die am Anfang noch in der Minderzahl befindlichen Russen passten   sich   dem   Leben   der   Jakuten sprachlich sowie kulturell an.
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